Essstörungen

Wie Menschen mit Essstörungen sich und ihre Welt erleben und 

wie kreative Leibtherapie ihnen helfen kann

 


Die Essstörungen sind ernstzunehmende Erkrankungen..

 

Menschen mit Essstörungen sind so zahlreich wie unerkannt. Jede Person kennt mindestens eine andere , die an einer Essstörung leidet , ohne dass ihr deren Leiden bekannt ist. Essstörungen werden verschwiegen und so lange wie möglich vor dem Licht der Öffentlichkeit verborgen . Von den Betroffenen , weil sie lange ihre Erkrankung leugnen und sich dann ihrer schämen. Von den Angehörigen , weil sie sich oft schuldig und hilflos fühlen und die Scham der Erkrankten teilen

 

Unterschieden werden  im Wesentlichen drei Formen durch Ihre Diagnosekriterien:

  • Magersucht (Anorexia nervosa / Anorexie)
  • Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa / Bulimie)
  • Ess-Sucht (Binge-Eating)

 

Ich möchte im Folgenden ein tieferes Verständnis der Innenwelten von Menschen mit Essstörungen näher bringen , weil gerade sie nach Verständnis und Glaubwürdigkeit hungern für das ,was sie erlebt haben. 

Essstörungen entwickeln sich in verschiedenen Phasen . Wie immer sind solche Phasenbeschreibungen nur Annäherungen und Hinweise , da in den verschiedenen Formen der Essstörungen und in jeder individuellen Entwicklung diese Phasen unterschiedlich ausgeprägt sind. Sie sind allerdings für die diagnostische Beurteilung äußerst wichtig . da therapeutische Angebote für jede Phase unterschiedlich aussehen müssen.

Phase 1 : Gewinn

Am Anfang „rutschen“ Menschen oft in eine Essstörung hinein. Häufig ist der Übergang zwischen einer Diät und einer beginnenden Anorexie gleitend , auch gelegentliche Naschanfälle können sich gleitend zu Essattacken entwickeln. Manchmal gibt es aber Ereignisse und andere Erfahrungen ( oft mit Ekelgefühlen verbunden) auf die mit Essstörungen reagiert wird , da keine anderen Bewältigungsstrategien zur Verfügung zu stehen scheinen.

Wichtig ist in jedem Fall , dass eine beginnende Essstörung in der Phase 1 für die Betroffenen ein Gewinn ist. Glückshormone werden beim Hunger wie beim Schokoladeessen ausgeschüttet, die Essstörung tröstet , verschafft Gefühle von Macht und Wirkung und produziert Stolz.

Auch wenn die Essstörung eine Reaktion auf eine Trauma oder ein anderes unaushaltbares Erleben ist , liegt ihr Gewinn , die Chance , psychisch zu überleben. Doch auch und gerade in dieser Phase der Essstörung liegt in den durch sie zu erlebenen Gewinnen eine große Verführung.

Haben  Menschen mit Essstörungen in dieser Phase noch die Möglichkeit , ihr Verhalten zu ändern ( was zahlreiche Menschen tun , für die die Essstörung eine Episode bleibt ) werden beim Übergang zu Phase 2 die Wahlmöglichkeiten eingeschränkt.

 

Phase 2 : Balance

In dieser Phase verselbstständigt sich das krankhafte Verhalten und füllt die Innenwelten der Erkrankten immer mehr aus.

Es entwickelt sich eine sich verstärkende Kettenreaktion.

Der Gewinn aus der Essstörung ist noch vorhanden , es gibt aber auch Verlust . Es entsteht eine Balance zwischen Gewinn und Not , zwischen Nutzen und Verzweiflung , bei Bulimie und Adipostitas / Binge – Eating kommen Geldprobleme hinzu.

Zusätzlich entwickelt sich ein Nebeneinander von Leugnen und Krankheitseinsicht. Viele Aspekte der Innenwelten der Erkrankten verstärken sich in dieser Phase , vor allem die Heimlichkeit und die Einsamkeit. Die Kontraolle über den eigenen Zustand verselbstständigt sich. Aus dem Bemühen um Selbstaufwertung wird Selbstabwertung.

 

Phase 3 : Absturz

Der Übergang zu Phase 3 wird gekennzeichnet durch das intensive Erleben : „Ich geh verloren , ich drohe zu verschwinden“

Die körperlichen Folgen des Raubbaus sind nun unübersehbar. Die Essstörung ist nicht mehr ein Teil des Lebens , sie ist das Leben : Die Essstörung wird zum  alles verschlingenden Sog.

Die Menschen fühlen sich kraftlos und ausgebrannt . Sie wissen , dass sie krank sind , sind aber oft nicht in der Lage , dagegen etwas zu tun. Die Krankheit ist nun ihre Identität, ohne Essstörung „sind“ sie nicht. Diese Phase mündet in den Zusammenbruch . Die Lebensgefahr ist deutlich , wird anfangs aber noch „abgeschüttelt“

 

Die Innenwelten von Menschen mit Esstörungen : 

1 -  Das Essen und seine Geschichte

Alles dreht sich ums Essen , So, wie das Essen eine besondere Bedeutung für die Erkrankung hat , tritt das Essen auch in den Vordergrund , wenn Menschen mit Essstörungen auf ihre Biographie schauen.

In vielen Familien essgestörter Menschen war Essen Trost und Belohnung .

Das Essen ist eine Reaktion auf Situationen , die Kinder und Jugendliche überfordern. Die Hilflosigkeit , Einsamkeit usw.sind Quelle , die nach Nahrung, nach Trost schreien. Wenn keine seelische Nahrung angeboten wird , muss die Schokolode oder der Hamburger dafür herhalten. 

Essen betäubt ,lässt vergessen . Es ist Flucht vor der Leere und kann gleichzeitig eine ersehnte Leere herbeiführen , von Druck befreien und innerlich beruhigen.

Das Essen ist auch ein Angstkiller : „ ANGST PACKT DICH IM Genick; und du strauchelst . Lauter  Dornen; überall. Angst zu versagen , Angst , allein zu sein. Angst vor Untergang. Wenn du isst , verschwindet die Angst. Dann wird es licht , ein heller Raum, die Sonne wärmt"

Viele psychologischen Untersuchungen über die Familien essgestörter Klienten und Klientinnen weisen darauf hin , dass bei den meisten sich vieles auf das Essen konzentriert. Gerade die ständigen Diäten lehren Kinder , dass es kein normales Verhalten gegenüber Essen gibt , sonder statt dessen einen Kampf um oder gegen das Essen. Der Kamp um das Essen , der Kampf gegen das Essen ist für viele Kinder und Jugendliche die Vorstufe zum Wettkampf.

Mit den Diäten einher geht das Entstehen eines bewertenden Körperbildes . Dies geschieht häufig in der Form , dass der Körper als „zu dick“ bewerte und folglich mit einer Diät wieder zurechtgestutzt werden muss. Entscheidend ist aber nicht das „zu dick“ , sondern überhaupt das „zu..“ also die Bewertung und damit Abwertung.

Für viele Menschen mit Essstörungen ist das Essen ein vertrautes Feld des Kampfes , auf das sie sich später begeben , wenn eigenes Erleben unaushaltbar wird. Dabei ist es letzen Endes egal , ob Essen der größte Tröster war oder mit Schmerzen und Leiden verbunden war.

 

Maßlosigkeit und Kontrolle

Essstörungen werden oft mit Sucht verbunden , in den Begriffen Esssucht und Magersucht taucht der Begriff „Sucht“ ja sogar explizit auf. Sucht und Maßlosigkeit – diese Verknüpfung ist sehr naheliegend. Doch Kontrolle ? Für viele Menschen mit Essstörungen ist der Versuch  die Kontrolle zu behalten ( oder zu erwerben ) ein zentraler Aspekt ihres

Erlebens.

In der beginnenden Anorexie und Bulimie ist die Waage das tägliche Kontrollinstrument . Das Feld der Kontrolle ist der eigene Körper.

Weitere Aspekte des Kontrollierens werden deutlich , wenn man sich mit dem Gegenteil der Kontrolle , der Maßlosigkeit beschäftigt.

Die Maßlosigkeit äußert sich in der Essstörung als Maßlosigkeit des Essens und des Hungerns , geht jedoch oft tiefer , entspringt dem „Loch der Seele“.

 

Der Widerspruch zwischen Maßlosigkeit und Kontrolle bestimmt das Leben und Erleben vieler erkrankter Menschen . Je mehr Maßlosigkeit gespürt wird, desto mehr Kontrolle scheint notwendig zu sein . Je mehr Kontrolle , desto heftiger scheint die Maßlosigkeit zu drohen.

Verlust innen und außen . Was fehlt ?

Das in  der  Essstörung ausgereifte Empfinden , sich fremd zu sein , beginnt oft mir dem Gefühl ., den Eltern oder der ganzen Familie gegenüber fremd zu sein. Sich den Eltern gegenüber fremd zu fühlen, ja: fremd zu sein , verdichtet sich zu Vorstellungen , gar kein  „richtiges“ Kind der Eltern zu sein.

Bei anderen ist die Essstörung gerade ein Versuch , sichtbar werden zu lassen, dass man anders als die Eltern ist.

Dem Fremdheitsgefühl implizit ist das Gefühl von Verlust und im Kern die Sehnsucht eines Kindes nach Zugehörigkeit , Verbunden- und Eingebundensein.  Wem die Eltern substantiell fremd sind , der hat etwas verloren , dem fehlt etwas , aus welchen Gründen auch immer.

Gesehen werden , Beachtung finden , Liebe und Nähe erleben – wenn dies zu kurz kommt oder gar fehlt , kann die innere Sicherheit und damit zumindest ein Teil der Identität verschwinden. Wer nicht gehalten wird , kann auch den inneren Halt verlieren.

Wenn etwas verloren geht, bleibt Leere – äußerlich und auch innerlich.

Leerstellen der Außenwelt produzieren Leerstellen in der Innenwelt.  Die Essstörung wird hier von Betroffenen als eine Bewältigungsstrategie beschrieben , um der Leere zu entkommen .  Mit der inneren Sicherheit , dem inneren Halt schwinde zumindest ein Stück Identität. 

Die Spur des Verschwindens , das bedeutendste Feld der Veränderung der Innenwelten der Menschen mit Essstörungen bezeichnet :  das Körpererleben  

 

Der Verlust des Körpererlebens

Ein Aspekt der Entfremdung vom Körpererleben ist die Trennung zwischen Körper und Emotionen.

Wenn der Körper fremd ist , wird er nicht mehr erlebt , nicht mehr gelebt. Er wird zum Gegenstand der Kontrolle ( durch Sport , durch Essen bzw. Hungern) der Leistung , wird Objekt statt Subjekt , anstatt Ausgangspunkt des Erlebens .

Vor allem die Pubertät ist die Lebensphase , in der viele Normen und Werte der innere Maßstab , der innere Ort des Bewertens , entwickelt werden. Gleichzeitig  ist dies eine Lebensphase ständiger und umfassender Veränderungen, die viele Menschen überfordern. Wenn in der Kindheit keine festigende Basis gelegt wurde  und wenn in den sozialen Beziehungen nicht genügend   Halt vorhanden ist , kann es sein , dass die Heranwachsenden von den Veränderungen überfordert werden und versuchen , sie durch Essstörungen zum Verschwinden zu bringen. Die Entfremdung vom Körpererleben wird so zum Kampf gegen den Körper…

Die Entfremdung des Körpererlebens muss nicht in den Pubertätsproblemen wurzeln. Sie kann verschiedene Ursachen haben, wie z.B. Beschämung .

Eine andere häufige Quelle der Entfremdung des Körpererlebens , des Körperhasses , ist die Erfahrung sexueller Gewalt.

 

Die Dissoziation .das „Ausschalten“ des Köpererlebens , ist hier eine Schutzreaktion gegen körperlichen und seelischen Schmerz. Auch wenn irgendwann die Gewalttaten enden und die akuten Gründe für die Schutzreaktion nicht mehr vorhanden sind , bleibt das entfremdete Verhältnis zum Körper bestehen.

Der Körper wird , wie von Opfern beschrieben ,  durch die sexuelle Gewalt „beschmutzt“. Dass er gehasst wird und als „sündig“ eingestuft wird , ist nicht nur eine Folge der sexuellen Gewalterfahrung , sondern auch des Nachhalls der traumatischen Erfahrung . 

Dadurch , dass viele Opfer sexueller Gewalt mit diesen Erfahrungen und den Bewertungen und Bezichtigungen der Täter als Schuldige allein gelassen werden , verfestigen sich Schuldgefühle und Selbstbezichtigungen, verfestigt sich die Ablehnung und Entfremdung des Körpererlebens.

Ist das Körpererleben so weit verschwunden , ist das Unerträgliche abgespalten – und gleichzeitig fehlt etwas Grundsätzliches : Wenn das Körpererleben fehlt oder  weitgehend  reduziert ist , fehlt ein zentrales Element der Identität.

Die Betroffenen versuchen , das Erleben des Körpers wiederzuerlangen , ohne dem Schmerzhaften des Körpererlebens  wieder zu begegnen . Sie versuchen , im Kampf gegen den Körper sich wieder zu spüren und sich damit ihrer Existenz , ihrer Identität zu versichern : Sie verletzen sich.

Ist das Körpererleben der Boden für die Entwicklung von Identität . sind die Gefühle der Kern, um den herum und von dem aus sich ein innerer Ort der Bewertung und damit ein innerer Maßstab entwickelt 

 

Gefühle

Gefühle erscheinen in den Lebensbeschreibung an Essstörungen erkrankter Menschen auf unterschiedlicher Art und Weise . Eine besteht darin , dass Ess- oder Hungerattacken oft als Reaktion auf Gefühle beschrieben werden , die als negativ oder unaushaltbar erlebt werden.  

Häufig erwähnte Gefühle  sind Angst , Einsamkeit , Wut und Schuld , Beschämungen.

Schuldgefühle treten häufig im Prozess der Essstörungen auf und werden – wiederum durch Essen – zum Verschwinden gebracht.

Einige an Essstörung leidenden Menschen beschreiben , dass sie auf Gefühle mit Essattacken  reagieren , um ihnen zu entkommen . Bei den meisten anderen Beschreibungen bleiben Gefühle Leerstellen , sie tauchen  nicht auf oder bleiben diffuse Stimmungen . Offensichtlich  ist es den Betroffenen gelungen , ihre Gefühle durch die Essstörung verschwinden zu lassen. Da Gefühle Wegweiser sind , die den Menschen helfen, intuitiv Richtungen einzuschlagen  , hat das Verschwinden der Gefühle zur Folge , dass innerlich Chaos herrscht , aber davon nichts nach außen dringt.

Die Essstörung ist eine Bewältigungsversuch , den Gefühlen zu entgehen , vor allem dem Leiden an dem „was fehlt“ . Das Leiden am Verlorenen soll verschwinden und damit das Körpererleben und die Gefühle.

 

Nicht nein sagen und das Verschwinden des Wünschens 

Wenn das Fühlen durch die Essstörung reduziert oder gar ausgeschaltet wird , muss dies Auswirkungen auf die Fähigkeiten haben Entscheidungen zu treffen , Nein zu sagen und Ja zu sagen . Im Lebensalltag , ob im beruflichen , im privaten, im persönlichen Bereich sind die Emotionen der Kompass der Bewertung. Die Folge ihrer Zurückdrängung und Reduzierung ist die verbreitete Unfähigkeit : NEIN zusagen.

Oft war in den Herkunftsfamilien der Betroffenen das offene Austragen von Konflikten verpönt . Die versteckten Verbote und Vorwürfe führten zu Schuldgefühlen , die über das Essverhalten „bekämpft“ wurden.

Wer nicht NEIN sagen kann , kann auch nicht JA sagen . Wer nicht NEIN und nicht JA sagen kann , kann auch nicht wünschen. 

Wünsche zu äußern braucht Vorbilder. Wünsche zu äußern braucht Selbstbewusstsein , das Recht zu haben , wünschen zu dürfen. Wünsche zu äußern braucht  die Sicherheit , damit nicht beschämt oder erniedrigt zu werden .

 

 Das Innen und Außen

Wenn Wünsche , wenn Gefühle , wenn all das , was innerlich bewegt, nur vage ist, innen bleiben muss und nicht

und nicht nach außen darf , dann verfestigt sich eine Trennung von innen nach außen.

In den an Essstörung erkrankten Menschen verschwinden viele Aspekte des Erlebens . Doch diese Menschen „verschwinden“ in mancher Hinsicht auch für die Außenstehenden , sind nicht mehr greifbar , verschwinden aus den sozialen Kontakten . Diese Entwicklung vollzieht sich allmählich. Anfangs ist die Essstörung oft noch eine Versuch , Aufmerksamkeit zu erhalten. 

Doch im Laufe der Zeit wird die Heimlichkeit zum ständigen Begleiter. Bei der Anorexie wird der Gewichtsverlust sichtbar , in der Adipositas/Binge Eating die Gewichtszunahme.. Doch auch hier herrscht Heimlichkeit : die nächtlichen Essattacken , die exzessiven Gymnastikübungen zum Kalorienverbrauch und viele anderen Aktivitäten rund um die Essstörung scheuen  die Öffentlichkeit. In der Bulimie sind für die meisten Menschen die Anzeichen unsichtbar , die Krankheit bleibt geheim. Oft zum Erstaunen der Erkrankten , die jedoch auch alles tun , um die Heimlichkeit zu bewahren.

Die Heimlichkeit , die Trennung von Innen und Außen ist ein Schutzmantel , hinter dem und nur hinter 

dem „Eigenes „möglich ist : „Ich konnte endlich etwas machen , ohne mich dafür verantworten zu müssen, ohne jemanden weh zu tun oder seine Erwartung erfüllen zu müssen. Fressen und Kotzen war mein Eigenes. Ich brauchte mich nicht anzupassen , da es keiner sah und wusste . Essen wurde bald alles : Entspannung , Liebe, Freunde , Lust und Nähe ( Partnerersatz) ( Ettrich ; Pfeiffer 2001 s. 42 ) 

 

Das Eigene geht verloren

Die Folge all dieser Entwicklungen ist eine brutale Einsamkeit . Die Innenwelten der Menschen mit Essstörungen bleiben verschlossen.

 

 

8   Macht und Ohnmacht und : Das Gefühl , (k)eine Wirkung zu haben

Wenn Menschen ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht artikulieren , ja, oft  gar nicht mehr spüren können , werden sie ohnmächtig. Sie fühlen sich ohnmächtig und sie werden oft von anderen so behandelt , dass ihre Ohnmachtsgefühle verstärkt werden , Nicht NEIN sagen zu können , bedeutet , sich nicht wehren zu können . Alles Erleben nur im Innen zu lassen , bedeutet, zum  Spielball des Außen zu werden.

Das Essverhalten wird von den Betroffenen immer wieder mit Macht und Ohnmacht in Verbindung gebracht. Für viele sind hungern , Essanfälle und brechen Verhaltensweisen , durch die sie sich machtvoll fühlen.

Auf der körperlichen Ebene geht es um Gewicht , auf der psychosozialen Ebene um Ge-Wichtigkeit . Macht als Gegengewicht  zur Ohnmacht ist nur ein Aspekt davon. Das Gefühl  der Ge-Wichtigkeit ist tiefer. Es geht darum, gesehen , beachtet zu werden, es geht darum , Wirkung zu haben. 

 

Das Bemühen , durch die Essstörung den eigen Wert zu steigern, erweist sich als Illusion. Das große Verschwinden mündet in das Verschwinden des Selbstbewusstseins.

Die eigene Persönlichkeit verschwindet , ganz gleich , ob die Menschen dick oder dünn sind. Sie könne sich den Platz nicht mehr nehmen , den sie eigentlich bräuchten, weil sie bereits das Gefühl haben , zu viel Raum zu beanspruchen  

 

Die „Leerstelle im Spiegel“  – Essstörungen sind Identitätsstörungen 

Das innere Maß , die innere Bewertungsfähigkeit schwindet . Die Kontrolle , mit der die Maßlosigkeit bekämpft wird , verschwindet bzw. wird selbst maßlos .Das Körpererleben schwindet und verschwindet und damit oft auch die geschlechtliche Identität. Es schwindet ihr innerer Kern, von dem aus sie bewerten , wozu sie NEIN sagen , wozu sie JA sagen und was sie wünschen. In diesem Prozess geht auch die Fähigkeit , zwischen innen und außen Verbindung herzustellen, verloren :

Wenn wir diesen Prozess des Verschwindens betrachten , wird klar , dass zentrale Elemente der Identität betroffen sind. 

„Essgestörte Menschen haben kein Essens-,Figur-,Gewichts- oder Schönheitsproblem ( das sind lediglich ‚Symptome‘)  sondern ein Identitätsproblem , das sie mit Hilfe ihres Körpers zu lösen versuchen   ( R.Gugutzer 2005 S.238 )

Die Betrachtung der Innenwelten der Betroffenen bestätigt und konkretisiert diese Auffassung .

Identität macht die Sicherheit aus , die Frage „ Wer bin ich?“ zu beantworten . Vielleicht nicht umfangreich und nie erschöpfend , aber zumindest grundlegend . In der Essstörung bleibt diese Frage offen  

 

Der Erste Schritt im Identitätsaufbau : Die Essstörung akzeptieren

Die Anerkennung der Essstörung als Teil der Identität ist für die Betroffenen schwierig , weil das Leugnen und die Scham wesentliche Eckpfeiler der Innenwelten dieser Erkrankung sind.  In der weiteren Entwicklung der Erkrankung bleibt den Menschen mit Essstörungen dann oft nur noch die erschreckende Erkenntnis , dass ihre Identität so weit verschwunden ist , dass die Erkrankung ihre Identität geworden ist.    

 

Der therapeutische Vertrag für das  Leben ist ein Vertrag für die Suche nach einer neuen Identität : Wer bin ich ?

Die Suche nach der Identität – der Kampf für eine neue Identität

Der Neuaufbau der Identität bezieht sich auf 4 Kernelemente , die Identität ausmachen 

  1. Körpererleben , Körperbildarbeit
  2. Der innere Kern
  3. Fühlen und Wünschen
  4. Nähe lernen , Beziehungen üben 

 

 

Leibliche Körperbildarbeit fördert die Wiederaneignung des Köpererlebens und schafft ein Verständnis für den ewigen Kampf gegen den Körper und gegen ein eigen-sinniges Selbst. Deswegen ist sie der Königsweg in der Arbeit mit Menschen mit Essstörungen.

Leibliche Körperbildarbeit beruht auf einer anderen Grundhaltung als die teilweise in Kliniken praktizierte Körperschemaarbeit. Leibliche Körperbildarbeit arbeitet nicht mit von außen gesetzten Maßstäben und Normen, sondern würdigt das individuelle eigen-sinnige Körpererleben jedes einzelnen Menschen und fördert das In-sich-Wohnen.

 

Quelle: Udo Baer  "Das große Verschwinden und die Ge-Wichtigkeit" 

Quelle: Zukunftswerkstatt therapie kreativ

 

 

Aufrichten in Würde

Essstörungen sind ein Hilfeschrei der Seele !!!! 

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